Die grösste Schwierigkeit liegt für die meisten Anleger darin, die regelmäßigen Entnahmen aus dem Kapitalstock richtig zu wählen. Wird dem Portfolio jährlich zu viel Kapital entnommen, läuft es Gefahr seinen Zweck der lebenslangen Verrentung nicht zu erfüllen, da es vorzeitig entleert ist. Andererseits soll das Portfolio durch zu wenig Entnahmen auch nicht weiterwachsen, sondern am besten punktgenau zum Lebensende entleert sein. Da dies nicht genau zu schaffen ist, liegt auf der Hand: Weder die Rest-Lebenserwartung noch die zukünftigen Kapitalrenditen lassen sich mit Sicherheit vorhersagen. Allerdings lässt sich die Entnahmerate so bestimmen, dass sie zu einem bestimmten Sicherheitsniveau passt – sagen wir beispielsweise 95%. D.h. in 95 von 100 Simulationen hätte in der Vergangenheit diese Entnahmerate lebenslang ausgereicht. Meist genügt dieses Sicherheitsniveau, wie gesagt lassen sich alle Risiken nie komplett ausschalten. Auch in einer Rentenversicherung besteht das (theoretische) Risiko, dass das Lebensversicherungsunternehmen selbst die garantierten Rentenfaktoren absenkt. Daher ist es in vielen Fällen sinnvoll, entweder die Lebensversicherung zu kündigen oder andersweitig zu beenden und das Kapital aus der Auszahlung selbst zu verrenten. Für die Berücksichtigung von Aktien - oder genereller - riskanteren Anlagen – in einem Portfolio zum Zweck des Entsparens sprechen zwei Gründe: Erstens ist der Anlagehorizont meist trotz höheren Altern lang genug, um diesen Anteil zu verkraften. Zweitens sind die beiden relevanten Risiken «Kapitalmarkt» und «Lebenserwartung» unabhängig voneinander, und gleichen sich im besten Fall gegenseitig aus. Das größte Risiko, das für ein vorzeitiges Entleeren des Kapitalstocks verantwortlich ist, nämlich ein langes Leben bei gleichzeitig schlechten Kapitalmarktentwicklungen kann durch konservative Annahmen zu Sterblichkeit und zur Anlagerendite entsprechend verringert werden. Weiter ist ein optimales Rendite-Risiko-Verhältnis im zu Grunde liegenden ETF-Portfolio unerlässlich. Wir zeigen in Tabelle 8 die von uns empfohlenen Entnahmeraten für Frauen und Männer zu verschiedenen Altern zum 95%-Sicherheitsniveau. Die jährlichen Entnahmeraten basieren jeweils auf einem optimal diversifizierten ETF-Portfolio aus Aktien, Anleihen und Rohstoffen. Die Analyse zeigt, dass Sie bei Ablauf einer Lebensversicherung in den meisten Fällen das Kapital wählen sollten, wenn Sie sich fragen, ob Sie lieber Kapital oder Rente wählen sollten.